100 Jahre Thyssengas – Mit Energie in die Zukunft

Der Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas feiert in diesem Jahr sein Jubiläum des 100jährigen Bestehens.

Seit im Februar 1921 die „Gasgesellschaft Hamborn mbH“, später umbenannt in Thyssengas GmbH, ins Handelsregister eingetragen wurde, hat das Unternehmen eine äußerst wechselvolle Geschichte durchlebt. Diese war geprägt von großen Umbrüchen, technischen Pionierleistungen und unermüdlichem Engagement für eine verlässliche Gasversorgung.

„Mit Blick auf die vergangenen 100 Jahre möchte ich an erster Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über die Zeit für das Unternehmen tätig waren, meinen Respekt und große Anerkennung für ihre unternehmerische Leistung sowie ihren besonderen Einsatz aussprechen. Sie waren es, die mit harter Arbeit ein solides Fundament gelegt haben. Diese Leidenschaft inspiriert uns und gibt uns den Mut, jetzt die richtigen Weichenstellungen für eine erfolgreiche Zukunft der Thyssengas in einer neuen Energiewelt vorzunehmen“, sagt Dr. Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH.

Eng vernetzt mit der Industriegeschichte des Ruhrgebiets

Die Gasgesellschaft Hamborn – später Thyssensche Gas- und Wasserwerke – ging aus dem Wasserwerk Thyssen & Cie. GmbH (WTC) mit Sitz in Duisburg-Hamborn hervor. Die Gesellschaft umfasste das Geschäft mit der Wasserversorgung des 1871 von den Brüdern August und Joseph Thyssen gegründeten Thyssen-Konzerns. Aus dem Wassergeschäft und den damit verbundenen Erfahrungen im Leitungsbau entwickelte sich das Geschäft mit dem Koksofengas. Die WTC war eines der ersten Unternehmen, die das Kokereigas vermarkteten und somit eine Energieinnovation vorantrieben. Die Historie von Thyssengas ist entsprechend eng mit der Industriegeschichte des Ruhrgebiets vernetzt.

100  Jahre Pioniergeist

Die vergangenen 100 Jahre waren für Thyssengas geprägt von großen Umbrüchen, sei es durch den Zweiten Weltkrieg, die Trennung vom Wassergeschäft, technische Innovationen und neue Verfahren, wechselnde gasförmige Energieträger, die Ölpreiskrise der 1970er oder die regulatorische Entflechtung in den 00er-Jahren. Eines habe sich in dieser Zeit jedoch nie verändert, so Dr. Thomas Gößmann. „Wir sind schon immer Pioniere der Gaswirtschaft gewesen.“

Ein Blick in die Unternehmenschronik, die anlässlich des Jubiläums erschienen ist (siehe unten), unterstreicht diese Aussage:

  • 1910: Bau der ersten Ferngasleitung zwischen Hamborn und Mühlheim
  • 1926: Bau des Großgasbehälters in Duisburg-Hamborn, zwei Jahre größter Gasbehälter der Welt
  • 1930: Entwicklung und Patentierung eines platzsparenden Rohgasreinigungsverfahrens, die sogenannte Turmreinigung
  • 1950er-Jahre: Entwicklung eines Verfahrens zum Korrosionsschutz von Erdgasleitungen, das auch international eingesetzt wurde
  • 1965: Thyssengas schließt als erstes Unternehmen einen Importvertrag für Erdgas mit den Niederlanden ab
  • 1960er-Jahre: Erfindung des Erdgasmarketings zur gezielten Information der Verbraucher über den neuen Energieträger Erdgas
  • 1975: COMFLUX-Verfahren: Erzeugung eines erdgasähnlichen Substitutionsgases auf der Basis von Steinkohle
  • 2000: Thyssengas veröffentlicht als erste Ferngasgesellschaft in Deutschland ihre Bedingungen und Entgelte für die Netznutzung durch Dritte (third party access) im Internet
  • 2009: Einbindung der ersten Biogasanlage Deutschlands in ein L-Gas-Netz
  • 2018: Thyssengas startet als eines der ersten Unternehmen der Branche Testflüge von Drohnen für die Leitungsüberwachung, Auswertung der Aufnahmen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI)
  • 2019: Start des Projekts ELEMENT EINS gemeinsam mit Gasunie und Tennet, Entwicklung eines Konzepts für die Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff

Weitere historische Meilensteine und Pionierleistungen wurden anlässlich des Jubiläums in Form einer Online-Chronik aufbereitet: https://unternehmenschronik.thyssengas.com/

Die Energiewelt von morgen mitgestalten

Die Energiewende und der damit verbundene Umbau der Energiewirtschaft hin zu erneuerbaren Energieträgern stellen gigantische Herausforderungen dar. Die Energiewirtschaft befindet sich auf dem Weg in die Treibhausgasneutralität und damit abermals im Umbruch. Auch diesen Wandlungsprozess hat Thyssengas angenommen und gestaltet ihn auf verschiedenen Ebenen mit: technisch, regulatorisch und gesellschaftlich.

Ein entscheidendes Element hierbei ist das rund 4.400 Kilometer lange Gasfernleitungsnetz der Thyssengas. „Unser Gasnetz ist ein Asset, das auch in einer CO2-neutralen Energiewelt nicht an Wert verlieren wird. Im Gegenteil: Nur wenn Gas und Strom intelligent zusammenspielen und wir die großen Verbrauchs-Sektoren Wärme, Mobilität, Stromerzeugung und Industrie als Gesamtsystem begreifen und miteinander koppeln, können wir den Durchbruch in eine dekarbonisierte Zukunft schaffen“, erläutert Dr. Thomas Gößmann. Grüner Wasserstoff könne dabei – genau wie andere nicht-fossile Gase – eine Schlüsselrolle spielen. „Durch unsere Leitungen wird zunehmend grünes Gas fließen. Unser weit verzweigtes Netz wird damit mehr und mehr zum Speicher und Rückgrat der Energiewende. Daher sehen wir für die Zukunft vor allem Chancen, die wir nutzen wollen“, so Gößmann weiter.

Vor diesem Hintergrund intensiviert Thyssengas ihre Aktivitäten im Bereich Wasserstoff. 2018 startete das Unternehmen das Projekt ELEMENT EINS, bei dem es gemeinsam mit den Partnern Gasunie und Tennet an einem Konzept für die Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff arbeitet. Auf dem Weg hin zu einer umfangreichen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland sind jedoch noch einige Schritte zu gehen. Diese Entwicklung begleitet Thyssengas intensiv mit Impulsen für die öffentliche Debatte sowie innerhalb zahlreicher Partnerschaften und Initiativen.

Unternehmenschronik veröffentlicht, weitere Jubiläums-Aktivitäten geplant

Anlässlich des Unternehmensjubiläums ist das Buch „Thyssengas – Die Geschichte des ersten deutschen Unternehmens der Ferngasversorgung von 1892 bis 2020“ im Aschendorff Verlag erschienen. Autor ist der Duisburger Historiker Dr. Michael Kanther, der die Geschichte des Unternehmens seit vielen Jahren eng begleitet und ein ausgewiesener Kenner der Geschichte der Ruhrindustrie ist. Auf knapp 470 Seiten arbeitet Kanther die wechselvolle Geschichte und Vorgeschichte der Thyssengas auf. Dabei im Fokus: Menschen, Strukturen und Technologien, die das Unternehmen im Verlauf der Jahrzehnte geprägt haben.

„Meine Leidenschaft gehört der Industriegeschichte des Ruhrgebiets, die sich auf eindrückliche Art und Weise in der Historie des Unternehmens Thyssengas widerspiegelt. Es war mir daher eine große Freude, die Entstehung, Entwicklung und Wandlungen des ersten Fernleitungsnetzbetreibers Deutschlands mit der nun vorliegenden Chronik zu dokumentieren“, sagt Dr. Michael Kanther.

Das Jubiläumsjahr soll neben der Chronik mit vielen weiteren Aktivitäten intern und extern gefeiert werden. Geplant sind unter anderem ein offizieller Festakt sowie ein Mitarbeiterfest. Corona-bedingt liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten auf der zweiten Jahreshälfte.

Dr. Thomas-Gößmann und Dr. Michael Kanther

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